Ein Buch für den Frieden: Die heilsame Magie der Worte
Publiziert am 19.04.2022 von Melanie Jacobi
© Melanie Jacobi
Wenn der Krieg in die Schule kommt
An diesem Donnerstag ist nichts mehr wie vorher. Die Aufregung und Unruhe der Schüler in der Gesamtschule Schinkel in Osnabrück ist spürbar. Sie haben bereits vom Krieg in der Ukraine, der in dieser Nacht begonnen hat, gehört. Sie stellen Fragen: Wird der Krieg auch uns in Deutschland erreichen? Werden viele Menschen sterben? Warum geschieht das überhaupt? Manche Schüler haben russische Wurzeln, andere sind bereits aus Syrien geflohen. Einfach so zur Tagesordnung und zum Lehrplan überzugehen, das geht nicht.
Thema Krieg im Religionsunterricht
Gerade der Religionsunterricht bietet die Freiheit, sich für die Themen des Lebens Zeit zu nehmen. Hier sollte Platz sein für das, was die Kinder und Jugendlichen wirklich bewegt. In aller Unsicherheit und allem Fragen wird deutlich: Der Frieden ist das, was sich die Schüler jetzt am meisten wünschen. Es ist das Verbindende zwischen allen Altersstufen, Schulzweigen, Kulturen und Meinungen. Auf den Frieden kann man sich einigen.
Kreative Aufarbeitung: das Friedensbuch
Ein Weg, diesem Wunsch nach Frieden Ausdruck zu geben und mit der aktuellen Situation auseinander zu setzen, wurde das Friedensbuch. Ich habe Schüler der Religionskurse in den Jahrgängen 5-11 eingeladen, ein A4-Blatt zum Thema Frieden zu gestalten. Dahinter steckte die Idee, den Schulalltag zu unterbrechen und den Schülern die Möglichkeit zu geben, ihren Gedanken Ausdruck zu geben, jeder auf seine Weise. In der Gestaltung waren sie frei; ein schriftlich verfasster Arbeitsauftrag spiegelte noch einmal die Idee zum Nachlesen wieder. So entstanden gemalte Bilder mit bunten Friedenstauben, das Friedenszeichen in den Farben der ukrainischen Flagge und eine Zeichnung von Händen, die einander hoffnungsvoll gereicht werden. Es wurden Geschichten geschrieben, wie jene vom Raben Frieden. Beeindruckende Texte, Gebete und Gedichte entstehen.
Ein klassenübergreifendes Projekt
Die persönliche Schilderung der eigenen Flucht eines Schülers beeindruckt und zeigt, dass für manche Jugendlichen der Krieg Teil ihres eigenen Lebens ist. Manche Schüler schreiben Beiträge in ihrer Heimatsprache. Schließlich wird das Projekt auch von anderen Klassen und Gruppen mitgetragen. Denn auch das heißt Frieden: Egal, ob man einer Religion angehört oder nicht: Der Respekt vor dem anderen und seinen Werten zählt.
Ein sichtbares Ergebnis für alle
Ein wertvolles Projekt und Wert-voll ist auch das Ergebnis: Ein mit blauem Einband und goldenen Buchstaben versehenes Buch mit 194 Seiten. Unser Friedensbuch. Ein kleines Stück Frieden, das wir in den Händen halten dürfen.
Und so haben wir das gemacht: Tipps zum Erstellen eines Friedensbuches
- Für die Gestaltung sollte den Schülern genug Zeit gegeben werden. Empfehlenswert ist mindestens eine Doppelstunde.
- Auch wenn es Lehrern manchmal schwerfällt, so sollten die Beiträge der Schüler nicht nach Rechtschreibung oder Zeichensetzung korrigiert werden. Das demotiviert und verfehlt den Sinn des Projekts.
- Die Beiträge der Schüler sind wertvolle Einzelstücke. Zu dieser liebevoll kreativen Arbeit sollte auch der Einband passen. Besser als eine Mappe oder ein Schnellhefter ist ein professionell angefertigter Einband, der individuell gestaltet werden kann.
- In unserer Schule wurde das Friedensbuch beim Tag der offenen Tür ausgestellt und verbleibt nun in der Schulbibliothek. Es kann ebenso in Schulgottesdiensten, im Unterricht mit zukünftigen Kursen und Klassen oder als brückenbauendes Element im ersten Kontakt mit ukrainischen Schülern eingesetzt werden.
Melanie Jacobi, Religionspädagogin, unterrichtet Religion an einer Gesamtschule im Raum Osnabrück und ist Autorin der "Schatzkarten für Religionslehrer*innen".
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Melanie Jacobi, Dipl. Religionspädagogin, Dipl. Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin und Coach, ist derzeit tätig als Religionslehrerin in einer Gesamtschule in Osnabrück.
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Melanie Jacobi, Dipl. Religionspädagogin, Dipl. Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin und Coach, ist derzeit tätig als Religionslehrerin in einer Gesamtschule in Osnabrück.
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