Interreligiöses Lernen in der Grundschule

Publiziert am 25.07.2013  von Agnes Wuckelt

Naomi, Eva, Fabienne, Masud, Isa, David, Katja, Lisa, Kerim, Laura, Ahmed, Aischa, Musa, Marie, Leon, Halina, Lukas, Lisa und Emma gehen in die Klasse 2a. Elf Kinder haben die deutsche Staatsangehörigkeit, wobei die Eltern von Eva und Halina sog. Spätaussiedler aus Polen sind. Fünf dieser Kinder sind katholisch, drei evangelisch und drei ohne Konfession. Masud, Kerim, Ahmed und Aischa sind türkischer Herkunft und gehören dem Islam an. Naomis Eltern stammen aus den USA und sind Mitglieder der Orthodox Catholic Church. David, Musa und Isa kommen mit ihren Familien aus dem Libanon und sind syrisch-orthodoxer Konfession.                                                                    

Die Muttersprachen der Kinder: deutsch, türkisch, englisch und arabisch. Ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Pluralität - die sich daraus ergebenden Anforderungen an das Zusammenleben müssen pädagogisch wie religionspädagogisch berücksichtigt und gestaltet werden. Das Zusammensein in religiös heterogenen Lerngruppen erfordert Verstehen und Verständigung über das Gemeinsame und das Unterscheidende. Lernende und Lehrende müssen sich damit auseinandersetzen, dass und wie sich Menschen in ihrer religiösen Herkunft unterscheiden.

Bei „interreligiösem Lernen“ geht es um den Umgang mit Differenzen, der sich an den tatsächlich gelebten Formen von Religion im Alltag der Kinder orientiert. Die Kinder üben sich darin, aufeinander zu hören und voneinander zu lernen – was alle Beteiligten bereichert. Im besseren Verstehen der kulturellen und religiösen Wurzeln anderer kann auch ein besseres Verständnis des eigenen Glaubens gewonnen werden. Interreligiöses Lernen lässt sich unter zwei Aspekten konkretisieren:

Institutioneller Aspekt: Interreligiöse Öffnung des konfessionellen Religionsunterrichts für alle: Im Mittelpunkt stehen Fragen der religiöser Orientierung und Traditionen der Kinder einer Klasse und der im Stadtteil gelebten Religion(en), die die Kinder aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen und erörtern (vgl. z.B. Baustein 4: Mein Name – dein Name).

Thematischer Aspekt: Interreligiös offener konfessioneller Religionsunterricht in der Grundschule greift religionskundlich bedeutsame Themen auf. Beispiel ist das Erleben von Orten der gelebten Religionen – Kirchen und Moscheen, Sozialstationen und caritativen Einrichtungen oder Friedhöfen. Auch Feste der Religionen – z.B. Ostern und Weihnachten, Ramadan und Opferfest – werden als religiöser Ausdruck thematisiert, ggf. auch jeweils als Gast mitgefeiert (vgl. z.B. Baustein 10: Meinen Namen singen oder Baustein 13: Der Name Gottes bei den Christen und bei den Muslimen). Möglich sind auch interreligiöse Einschulungsfeiern oder gottesdienstliche Feiern, die gemeinsam mit dem evangelischen, katholischen und islamischen Geistlichen vorbereitet werden und das Gemeinsame in den Vordergrund stellen.


Für den ersten Zugang zum interreligiösen Lernen finden Sie viele Hinweise in meinem neuen Buch „Ich bin Naomi und wer bist du?“

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