Don Bosco Verlag für Pädagogik

Lesetraining: Sinnentnehmendes Lesen fördern

Publiziert am 07.11.2023  von Jessica Morgan

Reicht öfter üben?

„Es ist doch kein Wunder, dass die Kinder heutzutage nicht mehr richtig lesen können. Sie lesen ja nicht mehr und vorgelesen wird ihnen auch nicht. Sie müssten einfach öfter üben!“, dröhnte die Stimme einer anderen Patientin durchs Wartezimmer. „Na, wenn das so einfach wäre!“, dachte ich mir, sagte aber nichts dazu.
Nun gut, auch aktuelle Studien zeigen uns, dass viele Kinder zwar die Lesetechnik an sich beherrschen, aber tatsächlich (noch) nicht sinnentnehmend lesen können.

Wie kann sinnentnehmendes Lesen überhaupt gelingen?

Um einen ganzen Text oder gar ein Buch inhaltlich erfassen zu können, braucht das Kind nicht nur den entsprechenden Wortschatz. Es muss auch über die ausreichende Lesegeschwindigkeit verfügen. Denn sonst reicht die Konzentrationsfähigkeit nicht dazu aus, sich auch noch mit dem Inhalt des Gelesenen zu beschäftigen. Bis die Lesekompetenz so weit entwickelt ist, dass sinnentnehmendes Lesen möglich wird, braucht es allerdings – und da stimme ich dem Zitat aus der Einleitung zu – tatsächlich viel Übung. Aber diese kann oft sehr mühsam sein und ist ohne Lesemotivation kaum möglich. Ganz so einfach ist das mit dem Üben also nicht.

Wie lässt sich die Lesemotivation steigern?

Die größte Lesemotivation entsteht dann, wenn die Kinder das Lesen als etwas Sinnhaftes erleben. Das Vorlesen schöner und spannender Geschichten trägt also auf jeden Fall zur Leseförderung bei, indem die Kinder erkennen, dass ihnen das Lesen eine ganz neue Welt erschließt. Doch bis die Kinder selbst ganze Geschichten oder Bücher lesen können, ist ein langer Lern- und Übungsprozess notwendig. Um dabei die Lesemotivation zu entwickeln und zu erhalten, sind dringend motivierende Leseübungen notwendig. Denn nur so kann das Lesen auch schon auf Satzebene zu etwas Schönem und Spannendem werden. Das klingt sicherlich logisch, es bleibt nur die Frage, wie man das erreichen kann.

Bilder zur Unterstützung des Leselernprozesses

Eine Möglichkeit ist es, Bilder in die Leseübung zu integrieren. Sie regen nicht nur die Fantasie an, sondern helfen auch, innere Bilder des Gelesenen zu erzeugen. Zudem bieten sie die Chance, den Wortschatz der folgenden Leseübung vorzuentlasten. Dieses sprachsensible Vorgehen unterstützt nicht nur Kinder mit Deutsch als Zweitsprache beim Lesen. Alle Kinder können davon profitieren. Tipp: Besonders gut eignen sich Bilder, anhand derer sich die Geschichte oder einzelne Szenen nacherzählen lassen.

Leserätsel als zusätzliche Motivation

Bilder lassen sich auch gut mit Leserätseln kombinieren. Rätsel regen den Entdeckungsdrang der Kinder an und wecken Neugier. Zudem bieten sie die Chance auf schnelle Erfolgserlebnisse. Da die meisten Rätsel keinen besonders großen Textumfang haben, eignen sie sich schon recht früh im Leselernprozess zum Üben des sinnentnehmenden Lesens. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass die Kinder einer Gruppe selten über die gleiche Lesekompetenz verfügen. Es ist also wichtig, differenzierte Leseübungen anzubieten. Denn auch Unter- bzw. Überforderung können sich negativ auf die Lesemotivation auswirken.

Praxistipp: Idee zur praktischen Umsetzung

Ein gutes Beispiel für ein differenziertes und motivierendes Unterrichtsmaterial ist das Set „Lesen üben mit Bilderrätseln zu Rotkäppchen“. Es enthält Karten mit dreifach differenzierten Leserätseln. Auf der Vorderseite ist ein Bild und das dazu passende Leserätsel in Form einer Frage aufgedruckt. Auf der Rückseite befindet sich die Antwort und der relevante Bildausschnitt. Das Kind liest also das Rätsel und löst dieses mithilfe des Bildes. Dann dreht es die Karte um und überprüft seine Antwort.
Durch das wiederkehrende Wortmaterial lässt sich die Antwort schon gleich etwas einfacher lesen. Ein zusätzliches Erfolgserlebnis ist natürlich auch das richtige Lösen des Rätsels.


 

Tipp: Das Set lässt sich auch super in Lesetandems einsetzen. Ein Kind liest das Rätsel vor und versucht, eine Antwort dazu zu formulieren. Das andere Kind liest dann als Bestätigung die Antwort auf der Rückseite vor. Bei der nächsten Karte wird getauscht.


Übrigens sind die Leserätsel allein durch das Bild lösbar. Die Kinder müssen das Märchen also nicht unbedingt kennen. Wenn man das Märchen trotzdem mit den Kinder (nach-)erzählen möchte, findet man hier ein passendes Domino zum kostenlosen Download. Dieses lässt sich auch gut zur Differenzierung für stärkere Leser einsetzen.

Hier gibt es das Rotkäppchen-Domino als Gratis-Download:

Jessica Morgan hat 2010 ihren Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Grundschulen abgeschlossen und seitdem in den Klassen 1 und 2 schon vielen Kindern das Lesen beigebracht. Seit einigen Jahren ist sie zudem als Autorin für Unterrichtsmaterial und Kinderbücher tätig. Auf ihrem Instagramprofil Abenteuer_Grundschule_2020 veröffentlicht sie kreative Unterrichtsideen für die Grundschule.

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