Mit Humor erzieht's sich leichter!
Publiziert am 13.09.2017 von Redaktionsteam Spatz - Das Mitmach-Heft für Kinder von 4 bis 7 und ihre Eltern
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Der vierjährige Anton flitzt mit seinem Kinder-Einkaufswagen durch den Supermarkt. Mit einem Affenzahn geht’s am Kühlregal vorbei und weiter zu den Gemüsekonserven. Mama stöhnt, Anton juchzt. Und schon ist’s passiert: Ein Scheppern und Klirren, ein Gurkenglas zersplittert auf dem Boden. Und jetzt? Antons Mama hat zwei Möglichkeiten. Entweder sie unterstellt ihrem Kind, dass es den Wagen böswillig gegen das Regal gefahren hat. Sie schimpft, packt den Jungen und erledigt, nachdem sie das Personal über die Situation informiert hat, wütend den restlichen Einkauf. Oder: Sie reagiert mit Humor! Sie akzeptiert, dass ihrem Kind das Missgeschick aus ungebändigter Lebenslust geschehen ist. Beide lachen gemeinsam herzhaft darüber – und kümmern sich dann zusammen darum, den Schaden wieder gut zu machen. So wie hier kann eine humorvolle Reaktion einem kleinen Vorfall seinen großen Ernst nehmen. Wenn es Eltern und Pädagogen gelingt, gemeinsam mit dem Kind zu lachen, bringt sie das auf eine andere Kommunikationsebene und lenkt den Blick auf das Positive. Ein Lächeln, ein Augenzwinkern und eine witzige Bemerkung relativieren die Erziehungsfronten, und schon nehmen alle Beteiligten die Dinge nicht ernster, als es ihnen zusteht.
Humor hilft, Stress zu bewältigen
Wie sehr Kinder von einer humorvollen Atmosphäre in der Familie profitieren, ist in vielen Studien längst bewiesen: Sie lernen, voller Zuversicht und Optimismus in die Welt zu gehen und anderen Menschen mit Herzlichkeit und Nachsicht zu begegnen. Je eher ein Kind die positiven Wirkungen des Humors entdeckt, umso leichter wird ihm das Erwachsenenleben mit all seinen ernsten Anforderungen fallen. Denn Humor hilft, Stress zu bewältigen, fördert kreatives und innovatives Denken und weist einen optimistischen Weg aus Konflikten und Krisen heraus. Kinder, die viel zu lachen haben, bauen ihre Aggressionen besser ab. Eine humorvolle Grundeinstellung fördert auch die Frustrationstoleranz des Kindes und steigert seine soziale Kompetenz. Außerdem ist ein fröhliches Kind ausgeglichener und bei seinen Mitmenschen viel beliebter als ein Miesepeter. Kein Wunder also, dass das Lachen quasi zur Grundausstattung von Kindern gehört. Sie tun es 400 Mal am Tag, zählt man ihr Kichern, Gröhlen und alle Ausdrucksformen des Fröhlichseins zusammen. Babys und Kleinkinder brauchen keinen Grund, um zu lachen, sie nutzen einfach jede sich bietende Gelegenheit. Erwachsene dagegen lachen durchschnittlich nur etwa 15 Mal am Tag!
Kann man Humor lernen?
Doch natürlich fällt der Humor nicht vom Himmel. Wer seinen Kindern eine fröhliche Grundhaltung vermitteln möchte, muss selbst ein gutes Vorbild sein. Denn Kinder reagieren sehr sensibel auf die Reaktionen der Erwachsenen. Wenn die Großen den Albernheiten und ersten Witzen der Kleinen keine ermunternde Aufmerksamkeit schenken oder sie gar als sinnlose Zeitverschwendung verpönen, dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn das zarte Humorpflänzchen verkümmert. Ja sicher, man kann nicht alle kindlichen Späße aufmerksam beklatschen. Aber mit einem kleinen Augenzwinkern oder einem liebevollen Schmunzeln signalisieren Eltern ihrem Kind „Alles ist in Ordnung“ und „Du kannst dich wohlfühlen“. Mit einer versteinerten Miene und genervten Blicken dagegen verunsichern sie das Kind. Die wichtigste Voraussetzung für einen humorvollen Erziehungsstil ist eine positive Einstellung zu Fehlern. Kein Mensch ist fehlerfrei! Entscheidend ist, aus Fehlern zu lernen – und dies am besten mit liebevoller Nachsicht und einem humorvollen Augenzwinkern. Wer sein Kind lachend oder grinsend auf seine Fehler aufmerksam macht, bewirkt, dass es sich verachtet und bloßgestellt fühlt. Besser ist es, gemeinsam über den Fehler zu lachen. Und niemals über den Menschen, der ihn begangen hat!
Antons Mama übrigens hat sich nach dem Unglück mit dem Gurkenglas für die humorvolle Variante entschieden. Und ist dann gut gelaunt mit dem Kleinen nach Hause gefahren. Ganz im Ernst: Humor kann im Erziehungsalltag wahre Wunder wirken. Probieren Sie es aus!
Lachen ist ansteckend
Dass unser Lachen stark ansteckend wirkt, bemerken wir rasch, wenn uns ein Baby anlächelt. In einer Befragung stellte man fest, dass 93 % der Menschen sich beim Anblick eines lächelnden Babys dazu animiert fühlen, spontan mitzulachen.
Und dass dieses Babylächeln in uns ein starkes Zärtlichkeits- und Beschützergefühl auslöst, ist schließlich ein lebensnotwendiger Mechanismus. Denn die Ansteckungskraft des Lachens sichert dem schutzlosen Baby unsere Aufmerksamkeit und damit sein Überleben. Aber die Ansteckung funktioniert auch unter uns Erwachsenen. Schauen Sie sich doch eine der zahlreichen Comedy-Sendungen mal ganz alleine an. Sie werden weitaus weniger lachen, als würden Sie dieses Vergnügen mit Ihren Freunden teilen. Die wenigsten Menschen lachen, wenn sie allein sind. (aus: Charmaine Liebertz, Das Schatzbuch des Lachens, München: Don Bosco Verlag 3. Aufl. 2013)
Tipps fürs Familienleben
10 Lach-Regeln für den Alltag
1. Fassen Sie kleine Frechheiten nicht sofort als Angriff auf Ihre Person und Autorität auf.
2. Mit einer heiteren Aussprache erreichen Sie mehr als mit hartem Befehlston.
3. Wenn es mal Schwierigkeiten oder Streit gibt, wirkt Humor befreiend. Eine witzige Bemerkung reicht oft aus, um die Situation zu entspannen.
4. Versuchen Sie, Regeln und Grenzen nicht mit übertriebener Strenge durchzusetzen, sondern in der Rolle der gelassenen, humorvollen Autoritätsperson.
5. Schärfen Sie Ihren Sinn für das Wesentliche. Lernen Sie, Kleinigkeiten wertzuschätzen und über Neues zu staunen. So erhalten Sie Ihre Freude und können die des Kindes stärken.
6. Ein freudiges Miteinander mit Spielen, Necken, Kitzeln, Lachen lockert die ganze Familie auf und fördert den Zusammenhalt.
7. Spielen Sie viel mit dem Kind und lassen Sie sich von der kindlichen Freude anstecken.
8. Lassen Sie locker, gerade wenn es ums Lernen geht. Denn wo gelacht wird, lernt man leichter.
9. Vermeiden Sie bei Kindern jegliche Form von Sarkasmus oder Ironie. Damit können sie noch nicht umgehen.
10. Vergessen Sie nicht: Lachen ist ansteckend! Wenn Sie nicht lachen, wie soll es dann das Kind lernen?
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