Religion „er-leben“ und „be-greifen“ – religionssensibles Arbeiten im Kindergarten
Publiziert am 18.02.2020 von Martina Helms-Pöschko
© DonBosco Medien
„Zippora, komm, erzähl uns die Geschichte!“ (aus dem Zippora-Lied von Christian Hüser)
Zippora ist eine kluge, aufgeweckte Eseldame, die uns durch ein mit Angeboten prall gefülltes Kirchenjahr begleitet. Zippora lebt in einer etwas chaotischen Scheune. In dieser Scheune steht eine Schatztruhe, die sozusagen alle Geschichten des Kirchenjahrs mit einigen Symbolen dazu beinhaltet. Die Symbole stimmen die Kinder auf das kommende Angebot ein. Mit Zippora wird ein Bezug zwischen der Zeit, in der die Geschichten spielen, und heute hergestellt. Tiere üben eine eigene Faszination auf Kinder aus. Und wenn Tiere selbst über das Leben von damals erzählen, vermittelt das Kindern einen emotionalen und unmittelbaren Eindruck. Am besten funktioniert das, wenn Zippora auch als eine für die Kinder sichtbare Begleiterin eingesetzt wird: als kleine Figur aus Pappe zum Aufstellen, als Stofftier oder als Holzfigur.
„Kinder, kommt zusammen jetzt im Kreise …“
Das Kirchenjahr, das keine Monate oder Jahreszeiten kennt, ist untergliedert in wiederkehrende Festkreise und Festtage, mit denen vor allem des Lebens und Wirkens Jesu Christi von seiner Geburt bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung gedacht wird. Die meisten Kirchenfeste werden von katholischen und evangelischen Christen gemeinsam gefeiert und es gibt in beiden Konfessionen einen Weihnachts- und Osterfestkreis. Darüber hinaus kommen in den Festkreisen Tage vor, die nur von der einen oder der anderen Kirche gefeiert werden, so zum Beispiel der Reformationstag oder der Ewigkeitssonntag in der evangelischen Kirche und Allerheiligen oder Fronleichnam sowie die Gedenktrage für die Heiligen in der katholischen Kirche.
Die einzelnen Kapitel von „Kommt, wir entdecken das Kirchenjahr“ tragen jedoch nicht die Namen der verschiedenen Festkreise und Festtage, sondern die Namen der Jahreszeiten, in denen diese stattfinden.
„Wenn wir sitzen, wird es ganz, ganz leise …“
Und so sind die einzelnen Angebote aufgebaut:
- Die Einführung in das Thema: Zu Beginn wird kurz erklärt, worum es bei dem Fest geht. So erfährt man z.B., warum Allerheiligen so heißt, wie es heißt, welche historische Rolle Martin Luther gespielt hat oder warum Elisabeth von Thüringen bei den Menschen so beliebt war.
- Der Impuls und die Fragen für die Gruppenleitung
- Die Versammlung der Kinder im Gruppenkreis
- Die Kerze in der Kreismitte
- Das Ritual zur Einstimmung – Gebet, Lied oder Spruch
- Das Spiel als Hinführung zur Geschichte – Erleben und Begreifen: Im Spiel setzen sich die Kinder durch Bewegung und Ruhe aktive mit der betreffenden Erlebnisgestalt auseinander.
- Das Erzählen der Geschichte: Für das Erzählen bzw. Vorlesen der Geschichte zum jeweiligen Tag bzw. Festtage im Kirchenjahr wird die Figur der Eselin Zippora eingesetzt. Eingeleitet wird ihre Erzählung jeweils durch das Zippora-Lied und/oder den Zippora-Begrüßungsspruch.
- Die Vertiefung der Geschichte durch Selbststätigkeit: Die Kinder können der Geschichte nachspüren, sie nacherleben, erfassen, begreifen und auch besser verstehen, z.B. durch Spielen, Malen mit verschiedenen Farben, Basteln oder Gestalten mit unterschiedlichen Materialien. Den Kindern wird dadurch Zeit geschenkt.
- Der Ausklang
Religion „er-leben“ und „be-greifen“ – religionssensibles Arbeiten im Kindergarten
Religiöses Wissen kann durch Erlebtes zum Erfahrungswissen der Kinder werden – und das auf ganz spielerische Weise. Im Erleben und Begreifen erfahren die Kinder einen Wechsel von Konzentration und Gelassenheit, von Aufnahme und Wiedergabe, von körperlich-sinnlicher und geistiger Beanspruchung. Erleben und Begreifen bietet den Raum für eine individuelle spirituelle Entwicklung.
Text gekürzt aus aus der Einführung von "Kommt, wir entdecken das Kirchenjahr!" von Martina Helms-Pöschko und Christian Hüser
Zielgruppe:
KindergartenMartina Helms-Pöschko
Martina Helms-Pöschko, Religionspädagogin an der Grundschule, Psychomotorikerin, systemische Familienberaterin, Fachreferentin für Religionspädagogik und Psychomotorik in Kindertagesstätten und Fachschulen für Sozialpädagogik, Coach für Leitungen.
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Martina Helms-Pöschko
Martina Helms-Pöschko, Religionspädagogin an der Grundschule, Psychomotorikerin, systemische Familienberaterin, Fachreferentin für Religionspädagogik und Psychomotorik in Kindertagesstätten und Fachschulen für Sozialpädagogik, Coach für Leitungen.
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