Nachmittags um halb drei im Zirkuszelt: Hier machen junge Menschen mit und ohne Benachteiligung gemeinsame Sache. Da gehts ans Trapez, aufs Einrad und an die Jonglier-Bälle. Oder lieber mal Clown sein? Die Zirkustrainer zeigen wie’s geht. Als erfahrene Fachkräfte vermitteln sie nicht nur Fertigkeiten in den Zirkusdisziplinen, sondern haben den Fokus auch auf die ganzheitliche Bildung und auf das gemeinsame Erleben aller Teilnehmer.
Warum Zirkus?
Wie kaum ein anders Medium erreicht der Zirkus aufgrund seiner hohen Faszination auch Kinder und Jugendliche mit Defizit- und Misserfolgserfahrungen. Zirkusübungen erfordern je nach Disziplin ein hohes Maß an Wahrnehmung (Selbst-, Fremd-, Raum- und Objektwahrnehmung). Zudem werden Bewegungskoordination, Kreativität und soziale Interaktion gefördert. Mit Zirkuspädagogik werden so motorische, sensible, psychische, soziale und kognitive Fähigkeiten erprobt.
Auch die artistische Leistung ist willkommen, doch eigentlich ist sie nur ein Nebeneffekt. Im Vordergrund steht die Förderung personaler und sozialer Kompetenzen.
Zirkuspädagogik kann nicht nur von erfahrenen Fachkräften durchgeführt werden und benötigt auch nicht unbedingt ein großes Zirkuszelt: Spiele und Übungen aus der Welt des Zirkus, der Akrobatik, der Seilkünstler und der Clowns lassen sich auch gut im Kindergarten, in der Grundschule und in der Arbeit mit Jugendgruppen durchführen. Einen Einstieg in die zirkuspädagogische Arbeit mit vielen Ideen bietet das Buch „Die 50 besten Zirkusspiele“. Darin enthalten sind Spiele, Übungen und Kunststücke für Clownerie und Körperausdruck, für Spaß und Bewegung, für Jonglage mit Bällen & Co., für Akrobatik und Körperschulung, für Fakire, Seilkünstler und "Muskelprotze". Das Buch erfordert keine Erfahrung in der Zirkuspädagogik und eignet sich für die Arbeit mit Kindern von 5 bis 12 Jahren.
Das folgende Beispiel zeigt eine schöne Übung aus der Welt der Akrobatik:
Zirkusstern
Eine gerade Anzahl Artisten steht im Kreis und zählt durch: „1 – 2 – 1 – 2 – 1 – 2 …“ Die Einser stellen sich mit dem Gesicht zur Kreismitte. Die Zweier drehen sich um und schauen nach außen. Nun halten sich alle im „Artistengriff“ an den Handgelenken. Dieser „Artistengriff“ bietet gegenüber dem normalen Händehalten mehr Kraft und Sicherheit. Dann legen sich alle mit Körperspannung und gestrecktem Körper langsam zurück bis auch die Arme ausgestreckt sind. Dabei bis zum Schluss die Muskeln anspannen und den Körper nicht abknicken. Auf diese akrobatische Weise entsteht ein großer Zirkusstern.
Variation:
Die Übung funktioniert auch als Partnerübung: Zwei Artisten stehen sich Fußspitze an Fußspitze gegenüber, fassen sich an den Handgelenken und lehnen sich wie oben beschrieben mit geradem, gespanntem Körper zurück bis die Arme lang gezogen sind. Ein Handgelenk kann zusätzlich von beiden losgelassen werden. Die Partner halten sich dann nur noch auf einer Seite fest und der jeweils freie Arm wird zur Präsentation zur Seite gestreckt.
Hinweis:
„Artistengriff“: Ausgehend vom normalen Händehalten, rutschen die beiden Hände eine Handlänge weiter Richtung Unterarm des Partners. Mit dem Daumen auf der einen Seite und den anderen vier Fingern auf der anderen Seite wird der Unterarm direkt hinter dem Handgelenk umklammert.
Die Grundlagen der Zirkuspädagogik: Motivation, Empowerment und Ressourcenorientierung
Zirkus zieht magisch an: Neugierde auf das Abenteuer bildet die Voraussetzung für eine konzentrierte und freudebringende Zirkusarbeit. Die Kinder und Jugendlichen werden in den gesamten Prozess der Gestaltung der Zirkusnummern eingebunden.
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Motivation
Die Zirkuswelt mit vielen spannenden Kunststücken und Materialien fasziniert und motiviert die jungen Artisten. Für jedes Alter und jedes Können findet sich der passende Trick. Die Kinder erleben wichtige Erfolgserlebnisse beim Training und durch den Applaus des Publikums. -
Empowerment
Seine Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen, sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst werden, eigene Kräfte entwickeln, soziale Ressourcen in Anspruch nehmen: All diese Fähigkeiten werden in der der Zirkuspädagogik gefördert, denn die Teilnehmer entscheiden frei, welche Zirkusdisziplin sie ausprobieren und trainieren wollen und mit wem sie in der Gruppe zusammenarbeiten wollen. -
Ressourcenorientierung
Zirkuspädagogik hilft dabei, die vorhandenen Stärken, Ressourcen und Handlungspotenziale zu entdecken, zu fördern und aufzubauen. Diese Ressourcenorientierung hilft den Kindern und Jugendlichen auch im Alltag, ihre Ziele zu erreichen und ihre Aufgaben besser zu bewältigen.
All das zusammengefasst, bedeutet: Zirkus macht stark! Ermöglichen Sie den Kindern diese Kompetenzen zu erwerben, und das mit viel Spaß und ganz nebenbei mit Spielen und Übungen aus der Welt des Zirkus!
Zirkus Giovanni
Der Zirkus Giovanni ist eine Einrichtung des Don Bosco Jugendwerks Bamberg. Ein besonderer Schwerpunkt des Zirkus ist die zirkuspädagogische Arbeit mit individuell und sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen, um deren persönliche Entwicklung zu unterstützen. Immer gemäß den Leitideen Don Boscos mit dem Fokus auf individuelle Stärken und Fähigkeiten – und nicht auf Defizite.
Wollen Sie sich im Bereich der Zirkuspädagogik fortbilden? Der Zirkus Giovanni bietet verschiedene Fortbildungen für Lehrer, Jugendleiter und Betreuer an.
Zirkus Giovanni
Zirkus Giovanni ist ein Teil des Don Bosco Jugendwerks Bamberg. Er nutzt das Medium "Zirkus" für die (heil-)pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Volker Traumann, Diplom Sozialpädagoge, Spiel- und Theaterpädagoge, ist Leiter des Zirkus.
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Zirkus Giovanni
Zirkus Giovanni ist ein Teil des Don Bosco Jugendwerks Bamberg. Er nutzt das Medium "Zirkus" für die (heil-)pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Volker Traumann, Diplom Sozialpädagoge, Spiel- und Theaterpädagoge, ist Leiter des Zirkus.
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