Das Kamishibai ist ein Erzähltheater, mit dem man die unterschiedlichsten Geschichten zeigen und erzählen kann. So verschieden die Geschichten sind, so verschieden sind auch das Publikum, die Erzählanlässe und die Aufführungsorte. Wer seinem Kamishibai eine besondere Note geben will, muss bei der Gestaltung diese grundlegende “flexible” Funktion des Erzähltheaters im Blick behalten. Die Rahmengestaltung sollte deshalb zurückhaltend sein und dem wechselnden Bild dienen. Dies bezieht sich sowohl auf die Farbe, auf die Form und auf das Material. Und dann kann mit einer kleinen Prise Kreativität jedes Kamishibai zu etwas ganz Individuellem werden.
Zunächst noch ein Wort zu den drei Gestaltungsmitteln:
Die Qual der Farbwahl
Die Rahmenfarbe des Kamishibais sollte die Farbigkeit des Erzählbildes unterstreichen, aber keinesfalls übertönen. Am besten heben sich die farbigen Erzählbilder tatsächlich vor einem dunklen Rahmen ab. Deshalb ist auch Schwarz die typische Bühnenfarbe im Theater. Ein signalroter Rahmen z.B. würde den wechselnden, mehrfarbigen Bildkarten nicht dienen.
Material schafft Atmosphäre
Material hat eine haptische Komponente, die in direkter Verbindung zu unseren Gefühlen steht. Mit dem verwendeten Material können wir also dem Kamishibai Atmosphäre oder auch einen Hauch von großem Theater oder Kino verleihen. Hier gilt es vor allem, den Faktor Stabilität und Funktionstüchtigkeit im Auge zu behalten.
Formen und Figuren - zwischen konkret und abstrakt
Von konkreter Figur bis hin zu abstrakter Form ist ein großes Spektrum möglich. Als Faustregel kann gelten: Je figürlicher der Rahmen gestaltet wird, umso mehr ist man an den Themenschwerpunkt einer konkreten Erzählung gebunden. Mit einer Prise Kreativität gelingen aber auch „flexible Lösungen“.
Ideensammlung aus den Einsendungen
Anhand der Einsendungen beim Kamishibai-Wettbewerb stellen wir nun einen Ideenkatalog mit konkreten Tipps vor. Dabei werden gelungene Gestaltungselemente (Farbe, Form und Material) hervorgehoben. Heimwerker können sich von diesen kreativen Ideen inspirieren lassen, ein ganz persönliches Kamishibai zu gestalten.
Idee 1: Bühne "classiko"
Flügeltüren vergrößern die Bühnenfläche und stabilisieren den einfachen Rahmen. Aus Holz gefertigt sind die Türen definitiv stabiler als aus Pappe. Ein roter Vorhang hebt jede Vorführung. Die Zuschauer fühlen sich wie im „echten“ Theater.
Xenia Mensing erzählt gerne den Unter-Dreijährigen. Da ist ein schlichtes Kamishibai, das nicht ablenkt, besonders wichtig.
Idee 2: Modernes Kino-Kamishibai
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Die Flügeltüren werden mit einer Lochplatte versehen, in die man wechselnde Buchstaben und Motive einstecken kann. Eine super Idee! Auch ideal für die Außenseite der Flügeltür geeignet, als Ankündigung der Vorstellung - wie im Kino.
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Eine trendige Wirkung hat auch eine LED–Leiste am unteren Rahmen. Das macht die Erzählung zu einem Event. Optimal sind dimmbare LEDs.
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Der rote (Panne-) Samtvorhang schafft Atmosphäre. Er löst sofort Erinnerungen an Samtsitze, schwere Vorhänge und die erwartungsvolle Stimmung im Kino auf den Film aus.
Lea Schanzenberger sandte uns ihr Kamishibai-Kino - ein Ort des Träumens und Wohlfühlens.
Idee 3: Die Kamishibai-Schatzkiste
Eine Rahmendeko mit Glas-oder Muggelsteinen wirkt edel und wertvoll. Sie wertet jede Präsentation auf. Außerdem ist dieses Material neutral und passt zu vielen unterschiedlichen Erzählungen. Wichtig: Powerkleber verwenden oder gleich eine stabile Mosaik-Gestaltung mit Gips- bzw. Fliesenkleber entwickeln.
Aus Wien erhielten wir dieses Kamishibai. Es stammt von Magdalena Geyer, die Schüler von 10 bis 14 Jahren unterrichtet.
Idee 4: Der "Flexi-Rahmen"
Eine flexible Rahmengestaltung aus farbigem Tonpapier entsprechend der Geschichte z.B. mit Posterfix anheften. Diese lässt sich dann nach dem Stück problemlos wieder entfernen. Siehe Foto bei Idee 5 (Lege-Kamishibai).
Idee 5: Das "Lege-Kamishibai"
Bemalt man auch den Rahmen-Hintergrund, entstehen keine peinlichen Bühnenumbaumomente. Der Kamishibai-Kasten wirkt auch „leer“ noch ästhetisch. Wird der Hintergrund als Rahmenerweiterung thematisch bemalt, könnte man das Kamishibai auch waagrecht/liegend als Spielwiese für Geschichten benutzen – „ein Lege-Kamishibai“.
Hier eine Einsendung des Kindergarten Kunterbunt in Budakeszi (Ungarn): Der Rahmen und die Rückwand wurden mit einer Blumenwiese und Wolken beklebt.
Idee 6: Der Pinnwand-Rahmen
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Eine flexible Rahmengestaltung wird möglich, wenn man mit Nägeln und Schnur eine Art Pinwand gestaltet und dann je nach Geschichte verschiedene Figuren daran mit einer kleinen Wäscheklammer befestigt. Super Idee! Tipp: Kleine Nägel verwenden, damit das Holz nicht durchstoßen wird.
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Wichtig: Den Aspekt von „zu viel Form“ im Auge zu behalten! Ein „Zuviel“ lässt den Rahmen selbst zum Bild oder zu einem Ambiente werden. Wenn das gewünscht ist, kann sich das Theaterspiel sogar vor dem Theater entfalten.
Dieses Foto hat uns Larissa-Theresa Ernst geschickt. Es zeigt ein Kamishibai im viktorianischen Stil. Einzelne Dekoelemente werden mit kleinen Klammern an einem Draht befestigt.
Idee 7: "Bäumchen wechsel dich!"
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Figürliche Elemente, die das Kamishibai thematisch festlegen, sollten auswechselbar sein. Hier empfiehlt es sich, mit Klebegummi, Klett oder Magneten zu arbeiten. Die Figuren sollten nach mehrmaligem Gebrauch nicht geknickt sein und unästhetisch wirken.
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Wichtig: Für Elemente, die auch über den Rahmen hinausstehen, ist stabiles Material notwendig.
Der Kindergarten St. Johannes der Täufer aus Karlburg schickte uns dieses mit Stroh und Tannenbäumen aus gefärbter Wellpappe dekorierte Erzähltheater.
Idee 8: Der Schnurvorhang
Ein selbst gestalteter Vorhang sollte weder das Einschieben der Karten verhindern, noch zu viel Bildfläche verdecken. Ganz einfach zeigt sich hier eine Vorhanglösung mit einer Schnur, die als "Vorhangstange" in die Schraube geklemmt wird. Vielleicht gelingt sogar ein Auf- und Zuziehen? Die Edelversion zeigt das moderne Kino-Kamishibai.
Katharina Volk zeigt uns ihre einfache, jedoch nicht minder wirkungsvolle Variante, dem Erzähltheater einen Bühnenvorhang zu verpassen.
Idee 9: Das Koffer-Kamishibai
Das Erzähltheater hat hier durch den Koffer und Flügelelemente einen vergrößerten Rahmen erhalten. Seine Stabilität beim Szenenwechsel muss aber gut erprobt sein. Sehr geeignet auch für Seniorenarbeit, Biografiearbeit oder Bildbetrachtungen, bei denen Elemente länger im Rahmen verweilen und zum Nachdenken bzw. Erzählen anregen.
Barbara Leutwiller aus der Schweiz betreut Demenzkranke. In ihrem Erzählkoffer haben neben dem Kamishibai viele alte Sachen Platz, die Anlässe zum Erzählen geben.
Fazit: Eigentlich ganz einfach!
Mische ein wenig Farbe und etwas Form mit funktionsgeprüftem Material, füge dann noch eine Prise Kreativität hinzu: Schon ist ein total individuelles Kamishibai entstanden!
Der Fotowettbewerb zum Kamishibai ist vorbei, die 5 Preisträger wurden benachrichtigt.
Wenn Ihr uns weitere Ideen senden wollt, freuen wir uns natürlich! Sendet einfach eine Mail mit dem selbstgestalteten Kamishibai an: info@mein-kamishibai.de
Und nun viel Freude beim Gestalten und Erzählen!
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Gabi Scherzer
Gabi Scherzer, Pädagogin, Autorin und Künstlerin, entwickelt ihre Bücher aus langjähriger Lehrerfahrung an Fachakademien für Sozialpädagogik und in ständig neuen Kunstprojekten. Seminare und Teamfortbildungen on- und offline in Kunst- und Religionspädagogik, zur Erzählschiene und zum Tischtheater. www.gabi-scherzer.de
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Gabi Scherzer
Gabi Scherzer, Pädagogin, Autorin und Künstlerin, entwickelt ihre Bücher aus langjähriger Lehrerfahrung an Fachakademien für Sozialpädagogik und in ständig neuen Kunstprojekten. Seminare und Teamfortbildungen on- und offline in Kunst- und Religionspädagogik, zur Erzählschiene und zum Tischtheater. www.gabi-scherzer.de
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