Zusammen daheim: Geschichten bauen mit Dingen aus der Natur

Publiziert am 13.05.2020  von Susanne Brandt

Wer wohnt da wohl im Baum?
Gemeinsame Familienspaziergänge in der Stadt oder durch einen nahegelegenen Wald sind eine wunderbare Inspiration zum Erzählen. Es tut allen gut, ab und zu das Haus zu verlassen, um zu erleben: Die vertraute Welt um uns herum ist noch da. Der Wald steckt voller Geheimnisse und gerade in den stillen Seitenstraßen der Stadt lassen sich plötzlich Dinge entdecken, an denen man vorher vielleicht achtlos vorbeigegangen ist.
Jeder Spaziergang kann zu einem Fest für die Sinne werden: zum Schauen, Hören, Spüren und Erleben – und mit Abstand ist es erlaubt und wohltuend, unterwegs die Beziehung zu anderen Menschen aus der Nachbarschaft zu erfahren – mit einem Hallo, einem Winken oder einem Gespräch über die Hecke oder durchs offene Küchenfenster. Die Kleinen wie die Großen spüren nach solchen Spaziergängen: Der Vorrat an Bildern und Eindrücken, an sinnlichen Erlebnissen und Begegnungen mit anderen Menschen ist neu gefüllt.



Bewegung an der frischen Luft macht gute Laune und bringt die Fantasie in Bewegung. Beste Voraussetzungen, um jetzt mit dem Geschichtenbaukasten von Helga Gruschka gemeinsam eine Geschichte zu erfinden und dabei Eindrücke von unterwegs mit in die Geschichte einzubauen, die Wirklichkeit sozusagen in die Geschichte zu holen und mit fantastischen Ideen zu verknüpfen. Im Begleitbuch zu „Mein großer Geschichten-Baukasten“ werden im Kapitel „Wirklichkeit in eine erfundene Geschichte einbringen“ genau zu diesem Ansatz ein paar hilfreiche Vorschläge beschrieben.

Erzählen mit Bildern und Dingen aus der Umgebung
Das nachfolgend beschriebene Beispiel orientiert sich daran auf spielerische und fantasievolle Weise. Dabei haben wir uns schon vor dem Spaziergang vorgenommen, nach „geheimnisvollen Orten“ zu suchen und auf Zeichen oder Dinge zu achten, die zu einem Wesen gehören könnten, das dann vielleicht in der Geschichte eine besondere Rolle spielt. Solche Aufgaben machen den Spaziergang spannend!
Einige dieser Entdeckungen wurden per Handy unterwegs fotografiert. Die Fotos sollten uns später als Material für die Geschichte dienen. Aber es wurden auch Dinge im Wald gesammelt: die stacheligen Fruchtbecher von Bucheckern und eine Vogelfeder zum Beispiel … Mit den gesammelten Dingen und Fotos ging es dann zurück in den heimischen Garten – und hier im Freien nahmen nun auch die Ideen freien Lauf – geleitet vom Geschichtenbauplan.

Gleich zu Beginn galt es nun für die 1. Frage nach dem Wo mit der lebendigen Erinnerung an den Spaziergang und mit Hilfe der unterwegs fotografierten „geheimnisvollen Orte“ zu entscheiden: Wo soll die Geschichte beginnen?
Mit dem Waldpuk unterwegs …



Die Wahl fiel auf eine Höhle in einem alten Baumstamm, die wir uns draußen sehr genau angeschaut hatten. Der modrige Geruch, das geheimnisvolle Dunkel – alles das war uns noch gut in Erinnerung. Danach galt es, sich zu dem Wer zu verständigen: Wer sollte die Hauptperson in unserer Geschichte sein? Die aufgesammelte Feder ließ an einen Vogel denken, der dort vielleicht aus einem Zauberei geschlüpft ist? Aber es gab ja auch noch den stacheligen Fruchtbecher von den Bucheckern. Und bei genauerem Hinsehen kam eine auf die Idee: Das könnte doch ein kleiner Hut von einem Waldpuk sein. Und damit waren der Fantasie nun alle Tore geöffnet: Bald gab es in der Vorstellung sehr klare Bilder, wie so ein Waldpuk mit dem Fruchtbecher-Hut aussehen könnte: ein kleiner Zwerg mit grüner Nase und einem Umhang aus Moos…



Für die nächste Station Nr. 3 auf dem Geschichtenbauplan war es nach diesem Einstieg nun nicht schwer, sich ein Bedürfnis für den kleinen Waldpuk mit dem stacheligen Hut zu überlegen: Der Waldpuk träumte davon, den stacheligen Hut gegen eine goldene Königskrone einzutauschen. Zu gern wollte er wissen, wie das ist – einmal König sein! Aber wo sollte er hier im Wald eine goldene Krone finden? Die Idee wurde mit Bleistift auf einer leeren Karte notiert (umweltfreundliche Alternative zum Folienstift aus Plastik – und die Karten lassen sich anschließend leicht wieder sauber radieren).

Und weiter ging es mit der nächsten Station. Feld für Feld füllte sich nach und nach mit Karten, wobei besonders bei der Beschriftung der leeren Karten deutlich wurde: Eindrücke vom zuvor unternommenen Spaziergang mischten sich immer wieder in das Erzählen ein. So gab z. B. eine am Straßenrand beobachtete Katze die rettende Idee für das gute Ende:
„Die Katze tauchte ihre weiche Schwanzspitze in goldene Farbe und pinselte damit den Fruchtbecher-Hut des kleinen Waldpuks an. Da war sie nun – die gesuchte Krone! Wie bei einem König! Der Waldpuk war glücklich!“



Und die Geschichtenerfinder auch!

Eine ausgearbeitete Erzählfassung der so gebauten Geschichte gibt es hier kostenlos im Download.




Den Geschichtenbauplan von Helga Gruschka gibt es zusammen mit einem Begleitbuch und 180 Handlungskarten in der praktischen Spieleschachtel hier: Mein großer Geschichten-Baukasten
 

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