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Holzknappheit: Gibt es bald keine Bücher mehr?

Publiziert am 26.04.2022  von Eva Maria Hartinger

Wenn es kommt, dann kommt es dicke – das gilt für die derzeitige Holzknappheit. Die hohe Nachfrage nach Holz im In- und Ausland, die in Corona-Zeiten zusätzlich gestiegen war, Lieferkettenprobleme und nicht zuletzt auch Umweltfaktoren wie Waldbrände haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass Holz zu einem knappen Rohstoff wurde. Am stärksten davon betroffen ist die Baubranche; doch auch das Verlagswesen bekommt die Auswirkungen der Holzknappheit zu spüren. Joe Möschl aus dem Bereich Herstellung des Verlags Don Bosco Verlags erklärt, wie es nun um Bücher und Co. steht.

Inwiefern betrifft die Holzknappheit die Verlage?

Joe Möschl: Holz ist der Rohstoff Nummer eins für die Papierherstellung. Als in Corona-Zeiten viel online bestellt wurde, brauchte es für den Versandhandel Unmengen an Verpackungsmaterial. Die Papierhersteller sind dann umgeschwenkt auf die Produktion von Kartonagen – davon konnten sie große Mengen verkaufen und die Qualität musste dabei nicht ganz so hoch sein wie bei Papier. Und so wurde immer weniger Papier produziert.

Wie ist die Holzknappheit im Verlagswesen spürbar?

Joe Möschl: Wir im Verlag bekommen die Holzknappheit in zweiter Instanz zu spüren. In erster Linie haben die Druckereien das Problem. Oft haben sie überhaupt kein Papier von den Papierherstellern geliefert bekommen, manchmal kriegen sie es erst in vielen Monaten und dann nicht selten zu Preisen, die gar nicht erst genannt werden.

Wie reagiert die Herstellung im Verlag auf die Holzknappheit?

Joe Möschl: Wir müssen viel weiter vorausplanen. Fast täglich telefonieren wir mit den Druckereien, ob Papiermaterial da ist und wann was gedruckt werden kann. Oft können wir nur noch Teile von den Mengen produzieren lassen, die wir eigentlich drucken wollten. Oder wir müssen das vorhandene Papiermaterial auf verschiedene Produkte verteilen, damit es wenigstens kleinere Mengen von möglichst allen Artikeln gibt. Es ist für uns Vieles komplizierter geworden, der Aufwand ist deutlich höher.

Steigen für die Kunden beim Bücherkauf die Preise?

Joe Möschl: Genau das versuchen wir zu vermeiden. Wir hoffen eigentlich, dass der Verbraucher die Holzknappheit nicht merkt. Doch es wird bei einzelnen Produkten Lieferschwierigkeiten geben. Und auch der Don Bosco Verlag wird dazu gezwungen sein, den höheren Aufwand in der Herstellung, die gestiegenen Preise für Papier und auch die höheren Energiekosten in Form von Preiserhöhungen weiterzugeben. Das wird sich dauerhaft leider nicht vermeiden lassen.

Gibt es Ideen, wie der Don Bosco Verlag die Holzknappheit umgehen kann?

Joe Möschl: Im Printbereich, also bei Büchern, Kartensets und Kamishibais, ist die Holzknappheit kein so großes Problem. Wir können zum Beispiel andere Papiere verwenden. Der Kunde bekommt dann die nahezu gleiche Qualität und bemerkt eigentlich keinen Unterschied. Schwieriger ist es bei den Holzprodukten an sich, also den verschiedenen Kamishibai-Erzähltheatern und der Erzählschiene. Wir müssen neue Möglichkeiten austesten, vielleicht auch auf andere Materialien umsteigen. Im schlimmsten Fall können Produkte wie diese nicht mehr gemacht werden. Um ehrlich zu sein: Wir wissen noch nicht so genau, wohin uns die Holzknappheit künftig führen wird.

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