Was den Hirten mit seinen Schafen verbindet

Publiziert am 09.07.2018  von Frank Hartmann

Jesus und das Bild vom guten Hirten
Jesus bediente sich beim Reden von Gott der Bilder, die den Zuhörenden eindrücklich waren und die sie in ihre Lebenswirklichkeit übersetzen konnten. Ein solches ist das Bild vom „guten Hirten“, der das eine verlorene Schaf sucht, obwohl er 100 andere hat. Für uns ist die Botschaft nachvollziehbar, selbst wenn wir Stadtmenschen und Nichtlandwirte sind. 
 
Der Hirte und die Schafe
Ich habe seit einem Jahr drei Schafe, da an das Grundstück, auf dem ich wohne, eine ca. ein Hektar große Wiese anschließt. Die kann man nicht ungenutzt lassen, sie würde sonst schnell verwildern und landwirtschaftliche Weideflächen ringsum „anstecken“. Darum hatten wir jahrelang 8 bis 10 „Leihschafe“, die unsere Fläche abgrasten. Die Mutterschafe und Lämmer kamen im April/Mai. Manche Schafe haben ihre Lämmer auf der Wiese zur Welt gebracht. Mein Sohn und ich gaben allen Tieren Namen, streichelten sie täglich, freuten uns an ihrer Gesellschaft. Nach kurzer Zeit war gut auszumachen, welches Schaf wir jeweils vor uns hatten – alle haben einen ganz individuellen Charakter, eine eigene Gangart, ein bestimmtes Gemüt und kleine Unterscheidungsmerkmale. Wenig später waren wir in der Lage, die Tiere schon an den Stimmen zu erkennen. Im Oktober kam der Tag des Abschieds, weil sie dann in die sogenannte „Verwertung“ (Schlachtung) gingen. Das war für uns immer hart!
 
Die Schafe und der Hirte
Einmal wurden die Schafe vier Wochen vor der Schlachtung nochmal umgeweidet, weil der Besitzer sie noch ein wenig „gewichtiger“ machen wollte. Dort wuchs noch mehr frisches Gras als auf unserer Weide. Schafe sind genügsame, pflegeleichte Tiere, wenn sie gutes Futter haben. Umso erstaunlicher war es, als sie am nächsten Morgen wieder laut mähend vor unserem Gatter standen und um Einlass baten. Wir haben herzlich gelacht! Einige Zeit später hatte auch der Besitzer eine Ahnung, wohin seine kleine Herde ausgerissen war und kam sie abholen. „Das kommt davon, wenn man den Viechern Namen gibt!“, grummelte er leicht angesäuert.

Unsere eigenen Schafe werden nicht verwertet. Die umliegenden Landwirte schütteln den Kopf. „Die verursachen doch nur Kosten! Züchte Nachwuchs, verkauf die Lämmer, dann verdienen sie wenigstens ihr Winterfutter!“ Ja, das ist eine nachvollziehbare Sicht auf das „Nutzvieh“ in einem Land, in dem sich alles „rechnen“ muss. Doch wir lieben unsere Schafe wie andere ihre Katze, ihren Hund, ihr Pferd. Sie müssen außer dem, was sie natürlicherweise tun (fressen!), nichts leisten – nur da sein. Sie schließen die Augen, wenn wir ihnen das Fell kraulen und sie sind anhänglich. Für sie ist nicht nur „Futter“ entscheidend, sondern auch Zuwendung. Sie toben sogar mit uns.
Eine solche Sicht auf die Tiere mag vielleicht auch den damaligen Hirten trotz Verbindung zu ihrem Vieh schon unverständlich gewesen sein. Wir haben jedenfalls nochmal ganz neu entdeckt, was Jesus mit der „Verbindung“ gemeint haben könnte, die der Hirte zu seinen Schafen bzw. Gott zu den Menschen hat.

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