Der Papst, Franziskus und die Lerche

Publiziert am 15.08.2013  von Susanne Brandt

Mit dem selbst gewählten Namen „Franziskus“ hat Jorge Mario Bergoglio SJ, der neue Papst, eine besondere Entscheidung getroffen. Er hat sich nicht für die lateinische Fassung seines Taufnamens oder für den Namen eines seiner Vorgänger entschieden. Vielmehr setzt er mit dem Namen eines Heiligen ein deutliches Zeichen. Um aber dieses Zeichen zu verstehen, ist es gut, die Geschichte dieses Heiligen zu kennen. Oder genauer gesagt: die Geschichten, die als Legenden von seinem Leben erzählen. Denn diese laden mit der Ausdruckskraft ihrer Bilder besonders anschaulich dazu ein, auch Kindern das Leben und Wirken des Franz von Assisi lebendig nahe zu bringen. Wofür also steht der Name Franziskus?

Franz von Assisi wurde 1181 im italienischen Assisi geboren und starb 1226. Sein Vater war einreicher Tuchhändlers, der ihm eine gute Bildung und ein Leben in Wohlstand ermöglichte. Doch Franz entdeckte bald ganz andere Möglichkeiten für sein Leben. Viele Legenden beschreiben, wie Franz lernt, die Stimme und die Zeichen Gottes zu deuten. In diesen Zeichen erkannte er seinen Auftrag: Er fühlte sich dazu berufen, besonders den Armen seine Zuwendung, seinen Respekt und seine Liebe zu schenken und auf eigenen Besitz zu verzichten. Zusammen mit einigen Anhängern gründete Franz einen Bettelorden, der später Franziskanerorden genannt wurde. In der Zeit seines Wirkens verfasste Franz verschiedene Texte wie Gebete, Lobgesänge oder Ordensregeln. Am bekanntesten ist der Sonnengesang, mit dem er die Schöpfung preist und Gott für die Schöpfung dankt. Der Brauch, den weihnachtlichen Gottesdienst an einer Krippe mit lebendigen Tieren zu feiern, geht der Legende nach ebenfalls auf Franz zurück. Seine sinnliche und leidenschaftliche Verbundenheit mit der Natur, mit allen Geschöpfen und Elementen prägen das Erinnern an Franziskus bis heute und sind kennzeichnend für sein unmittelbares und direktes Verständnis des Evangelium als Jesu Liebeslied vom Leben.

Auch die Legende „Franziskus und die Farben der Lerche“ gehört zu jenen Geschichten, die in klaren Bildern vom Wesen des franziskanischen Denkens, Fühlens und Handelns erzählen: Nicht die Zeichen der menschlichen Herrschaft und des Wohlstandes sind es, die Franz beeindrucken. Es sind die jubelnden Töne und die unscheinbar wirkenden braunen Federn der Lerche, die in ihm ein großes Staunen, Freude und Dankbarkeit auslösen. In Gottes Schöpfung erkennt er einen Reichtum von ganz besonderer Art. Hier geht es nicht um Macht und Besitz. Hier lassen sich Freiheit, Licht, Wärme und Lebendigkeit mit allen Sinnen spüren und mit allen Geschöpfen teilen. Niemand wird ausgeschlossen, jeder ist hinein genommen in dieses Schöpfungsgeschehen - täglich neu.

In solchen Geschichten geht es nicht um historische Tatsachen, sondern um lebendige Wahrheiten, die überall und immer wieder neu zu entdecken sind. Sie laden Kinder wie Erwachsene zum Staunen ein – beim Hören und Schauen, beim Fühlen, Riechen und Bewegen in der Natur. Und sie schenken uns beim gemeinsamen Vorlesen und Erzählen lebensbegleitende Bilder für die Seele.

Dabei erweist sich das Erzählen mit Kamishibai als besonders intensive und anschauliche Form der Vermittlung von Geschichten. In vertiefender und eindrücklicher Weise kann die Methode dazu beitragen, dass Kinder mit solchen Bildern und Geschichten vertraut werden. Und dass sie sich vielleicht an die Botschaft der Geschichte erinnern, wenn sie in der Natur eine Lerche singen hören.

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