3 Ideen zum Beten mit Kindern auf der Erzählschiene

Publiziert am 02.05.2023  von Gabi Scherzer

Kindern von 3 bis 6 das Beten erklären

Kinder sind im Kindergartenalter in ihrer geistigen Entwicklung sehr offen für spirituelle Erfahrungen, oder religiös gesprochen: für Gott und sein Wirken. Deshalb kann man in dieser Phase besonders gut ein positives Gottesbild wecken und das Gebet als ganz persönliche "Kontaktmöglichkeit" mit Gott kennenzulernen. Wenn ich mit Kindern beten möchte, leite ich das z.B. gern mit folgenden Worten ein:

"Kennst du die Telefonnummer Gottes? – Die himmlische Telefonnummer, die wir zu jeder Tags- und Nachtzeit anrufen können, lautet: 50-15. Das ist ein Psalmvers. In Psalm 50,15 lässt uns Gott wissen:

Rufe mich an am Tag der Not; dann rette ich dich und du wirst mich ehren.

Ist es nicht für Groß und Klein gut zu wissen, einen Vater/eine Mutter im Himmel zu haben, der/die uns hört, sieht und bis in alle Ewigkeit für uns da ist, ja sogar in irgendeiner Weise eine Lösung (oft anders als erwartet) für uns bereithält?"

Tatsächlich müssen wir aber üben, in jeder Lebenslage "mit dem Himmel zu telefonieren" – und früh übt sich, bevor  der kritische Realismus einsetzt.

Wie geht Beten mit Kindern im Kindergarten?

Um im Bild zu bleiben: Wie geht nun Telefonieren mit Gott, also Beten? Zunächst gilt es, die "Leitung herzustellen": mich in der Gegenwart Gottes zu wissen und dann ein Gespräch zu beginnen. Hier darf ich mir vorstellen, dass Gott am anderen Ende der Leitung zuhört, wenn ich rede; dass er an allem interessiert ist, was mich bewegt. Dann gibt es auch Phasen, in denen ich versuchen kann, still zu werden, um Gottes Reden wahrzunehmen.

Mit Hilfe der Erzählschiene kann dieses Gebetsverhalten individuell und in der Gruppe sowohl mit tradierten als auch freien Gebeten in Wort, Bild und Bewegung stattfinden und geübt werden. Es folgen drei Ideen zum Beten mit der Erzählschiene.

Mit fertigen Figuren auf der Erzählschiene bekannte Gebete beten

Traditionelle Gebete können eine lebenslange Gesprächshilfe sein. Das „Vater unser“ oder der Psalm 23 können helfen, sich in jeder Lebenslage an Gott zu erinnern, mit ihm Kontakt aufzunehmen und auf sein Wirken zu hoffen.

Beispiel Psalm 23: Der Her ist mein Hirte

Die Figuren aus dem Figurensetheft Der gute Hirte werden zunächst gestaltet. Dann betet die Erzieherin nach Anleitung vor und die Kinder beten nach. Durch die Bilder und die Handlung prägen sich die Worte sehr schnell ein und können schon bald von den Kindern mitgesprochen oder allein gebetet werden. Ein fester Gebetsschatz entsteht und wird gepflegt.

Zum Psalmgebet "Der Herr ist mein Hirte" siehe auch das Video von Gabi Scherzer.

Freies Beten mit selbst gestalteteten Bildern und Symbolen

Das freie, persönliche Gebet, also das Reden mit Gott, kann mit etwas Übung zur vertrauten Gewohnheit werden und fühlt sich für Kinder ganz natürlich an. Dabei helfen Symbole und Figuren aus vorhandenem Material oder selbstgestaltete Ich-Figuren, von den Kindern vorab gestaltet: Hier wurden zu den fertigen "Händen Gottes" (aus dem Figurenset "Der Kreuzweg Jesu") eine Kinderfigur selber erstellt:

 

 

Auch weitere Menschen, die den Kindern am Herzen – für die sie danken oder bitten wollen, werden symbolisch gestaltet. (Eltern, krankes Kind o.a. im Bett, …). Diese Figuren können z.B. im Morgenkreis im freie Dank- und Bittgebet einen festen Platz finden.

Gebetsvorschlag
  • Danke, dass die Maria, der Tobias, Dani, …. Heute da sind. Lieber Gott lass uns heute gut miteinander auskommen, dass das Spielen Spaß macht.
  • Danke, dass du auch Mama und Papa hilfst….
  • Bitte lass den kranken Philipp, kranke Oma von Lena … bald wieder gesund werden.

In Gottes guten Händen hat jeder einen Platz. Danke. Amen.

Tipp: Der Gebetstisch mit einer LED-Kerze

Lass die Erzählschiene, die Figuren der Kinder und eine Jesuskerze zum freien Gebet offen zugänglich stehen. Hier sind die Kinder eingeladen, jederzeit gestaltend, ganz persönlich mit Gott in Kontakt zu treten.

Gefühle ausdrücken: Freies Beten mit Farben

Eine weitere Gebetshilfe stellen Farbkärtchen für die Erzählschiene dar. Die Farben stehen in diesem Fall für ein Erlebnis oder einen Gedanken eines Kindes. Als Einstieg wird eine weiße Papierkerze mit dem Kreuzzeichen „entzündet“ – "im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes"  (Dochte nach oben klappen – so lernen die zugleich den Anfang eines Gebets). Dann hat jedes Kind, das möchte, die Möglichkeit zu beten: Jedes Kind wählt je nach Erlebnis, Emotion, Gedanke eine individuelle Farbkarte, die ihm hilft, seinen Dank oder Bitte an Gott zu formulieren.

 

Gebetsvorschlag

Guter Gott, mit allen Erlebnissen und allen Farben in uns kommen wir zu dir:

  • Lieber Gott, danke, so schön, wie das große Blau war es heute mit …  in der Bauecke. (Alle:) Guter Gott, wir danken dir.
  • Lieber Gott, ich fühl mich ein bisschen wie zitronengelb, weil wir uns gestritten haben. Bitte hilf, dass wir uns wieder gut verstehen. (Alle:) Guter Gott, wir bitten dich.

Guter Gott, du hast alles gehört. Danke für das Schöne und danke, dass du uns hilfst, auch mit den dunklen Farben umzugehen. Du willst, dass unser Leben hell und gut wird. Amen.

Gegebenenfalls müssen dunkle "Farberlebnisse" danach noch individuelle thematisiert werden.

Gabi Scherzer hat die methodische Arbeit mit der Erzählschiene entwickelt. Die Möglichkeit zur religionspädagogischen Vertiefung und Glaubensbildung liegt ihr sehr am Herzen. Über ihren Newsletter und ihre Seminare sowie online-Teamfortbildungen bietet sie viele kreative Ideen an. www.gabi-scherzer.de

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