Gewaltfreie Kommunikation in der Kita: Auswirkungen auf Kinder und Team

Publiziert am 09.04.2024  von Kathrin Mikan

Was bedeutet Gewaltfreie Kommunikation?

Bei gewaltfreier Kommunikation geht es darum, respektvoll, einfühlsam und konstruktiv miteinander zu kommunizieren, ohne Schuldzuweisungen, Beschuldigungen, Verletzungen oder Aggression zu nutzen.

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

Nach dem Gründer Marshal Rosenberg gibt es vier Schritte in der Gewaltfreien Kommunikation:

  1. Beobachtung: Sachlich bei der Beobachtung bleiben, z.B.: „Ich sehe, dass eine Seite im Buch eingerissen ist.“
  2. Gefühl: Eigene Gefühle benennen: „Ich fühle mich traurig, wenn ich sehe, dass eine Seite eingerissen ist.“
  3. Bedürfnis: Erkennen, welche Bedürfnisse hinter den Gefühlen stehen: „Mir ist wichtig, dass unsere Bücher heil bleiben, damit wir sie noch lange anschauen können.“
  4. Bitte: Respektvolle und einfühlsame Bitte, die freiwillig angenommen oder abgelehnt werden kann: „Bitte klebe die Seite wieder zusammen. Weißt du, wo das Klebeband ist, oder soll ich es holen?“

Gefahren in der Kommunikation

Besonders in Bezug auf Gefühle ist Vorsicht davor geboten, Kindern Schuld- oder Schamgefühle „überzustülpen“. Eine Aussage wie „Ich bin wütend, weil du die Seite im Buch zerrissen hast“ kann schnell zu Rechtfertigungen und Kommunikationsblockaden führen.

Warum eine wertschätzende Kommunikation für Kinder wichtig ist

  • Die Fähigkeit von Erwachsenen, Gefühle von Kindern anzunehmen und angemessen darauf zu reagieren, hat einen direkten Einfluss auf das Wohlbefinden der Kinder.
  • Dies wiederum hat Auswirkung auf den Willen der Kinder zur Kooperation.
  • Eine anregende und unterstützende Kommunikation fördert die Sprachentwicklung.
  • Sie unterstützt auch die Selbstwirksamkeit von Kindern.
  • Eine gewaltfreie Kommunikation wirkt sich laut Studien positiv auf das sozial-emotionale Lernen von Kindern aus. Sie beschreiben ihre Gefühle eher und lösen Konflikte friedlicher (Jakowich, 2020; Juncadella, 2013). Ihr Gefühle-Wortschatz und ihre sozialen Kommunikationsfähigkeiten werden gestärkt.
  • Dies hat langfristig positive Auswirkungen auf Selbstregulationsfähigkeiten und Schulerfolg (Ramsook et al., 2020).
     

Auswirkungen einer gewaltfreien Kommunikation auf das Kita-Team

Die Art und Weise der Kommunikation in der Kita spielt auch eine wesentliche Rolle für das Kita-Team selbst. Gewaltfreie, wertschätzende Kommunikation fördert ein harmonisches Arbeitsumfeld, reduziert Konflikte und unterstützt die Teamarbeit. Darüber hinaus stärkt sie die eigenen Fähigkeiten zur Stressbewältigung (Wacker & Dziobek, 2018).

Warum Kommunikationsschulungen im Kita-Team entscheidend sind

Studienergebnisse zeigen, dass es in vielen Kindertagesstätten Defizite in der Kommunikation mit Kindern gibt (Petritsch & Walter-Laager, 2021). So reagierten Fachkräfte nicht angemessen auf starke Gefühle der Kinder, benannten Gefühle nicht ausreichend und zeigten zu wenig Unterstützung bei der Emotionsregulation.
Interessanterweise haben die Jahre an Berufserfahrung oder die Art der Einrichtung keine Auswirkungen auf Kommunikationsfähigkeiten von Fachkräften. Entscheidend sind ihre spezifischen Fortbildungen (Ata-Aktürk & Demircan, 2017). Eine Weiterbildung zum Thema Kommunikation ist darum im Kita-Bereich sehr sinnvoll für ein gelungenes Miteinander.

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Material

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30 Gefühlekarten für Kinder. Bildkarten zur Förderung der sozial-emotionalen Entwicklung. Don Bosco Verlag
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Fortbildung

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Blogbeiträge

Die sieben schlimmsten Kommunikationsfehler mit Kindern
3 Tipps für effektive Gehirnbasierte Kommunikation mit Kindern

 

Die Autorin:

Dr. Kathrin Mikan ist Kinder- und Neuropsychologin. Sie hat langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Familien, unter anderem als leitende Psychologin einer Station in einer Eltern-Kind-Klinik und Psychologin in einer interdisziplinären Frühförderstelle. Sie war mehrere Jahre an verschiedenen internationalen Universitäten im Bereich Gehirnforschung und Entwicklungspsychologie tätig. 2020 gründete sie die Firma SUPERHELDENKIDS, um Kinder präventiv in mentaler Gesundheit zu stärken.

 

Quellenangaben:

Petritsch, M. & Walter-Laager, C. (2021). Indicators of educator-child-interaction quality in early childhood education. Elementarpädagogische Forschungsbeiträge, 3(1), 61-76. > Zum Beitrag
Hadsall Jakowich, A. B. (2020). The Impact of Nonviolent Communication in an Early Childhood Montessori Environment. > Zum Beitrag
Juncadella, C. M. (2013). What is the Impact of the Application of the Nonviolent Communication Model on the Development of Empathy? Overview of Research and Outcomes. School of Health and Related Research. > Zum Beitrag
Ramsook, K. A., Welsh, J. A. & Bierman, K. L. (2020). What you say, and how you say it: Preschoolers’ growth in vocabulary and communication skills differentially predict kindergarten academic achievement and self‐regulation. Social Development, 29(3), 783-800. > Zum Beitrag
Ata-Aktürk, A. & Demircan, H. Ö. (2017). Preschool teachers’ teacher-child communication skills: The role of self-efficacy beliefs and some demographics. Journal of Education and Human Development, 6(3), 86-97. > Zum Beitrag
Wacker, R. & Dziobek, I. (2018). Preventing empathic distress and social stressors at work through nonviolent communication training: A field study with health professionals. Journal of occupational health psychology, 23(1), 141. > Zum Beitrag

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