Entspannt und achtsam durch den Alltag.

Resilienztipps für Erzieher:innen

Publiziert am 01.08.2023  von Martina Helms-Pöschko

Der andauernde Personalmangel in der Kita hat fatale Folgen

Nicht erst seit Corona macht sich der gravierende und anhaltende Personalmangel in Krippen, Kitas, Kindergärten deutlich bemerkbar. Statt um Qualität in der pädagogischen Arbeit ging und geht es in vielen Häusern um Quantität. Es werden zwar Qualitätsstandards entwickelt, diese stehen jedoch nur auf dem Papier, da es an professioneller Begleitung in den Häusern fehlt. Und aus der Bildungspolitik scheint keine Unterstützung in Sicht zu sein.

Bedürfnisorientierte Pädagogik: Fehlanzeige

Dies wirkt sich natürlich bei den Kindern am meisten aus. Der Personalmangel stellt die vorhandenen Fachkräfte vor schier unüberwindbare Aufgaben, den Alltag zu meistern oder ihn für die Kinder bedürfnisorientiert zu gestalten. Die Kinder sind oft orientierungslos, sie können sich in ihrer Entwicklung kaum entfalten und werden aufgrund der dünnen und auch unprofessionellen Personaldecke nicht ausreichend für die Schule und damit für das Leben vorbereitet. Die Selbstständigkeit der Kinder, die Selbstwirksamkeit der Kinder, das Recht auf eigenständiges Lernen und Entwickeln bleiben auf der Strecke, das Vertrauen und die Beziehung zu den pädagogischen Fachkräften fehlen. Zunehmend sind Kinder unkonzentriert, in ihrem sozialen Handeln nicht gefestigt und auch im Umgang mit Emotionen zeigen sich starke Defizite. 

Daueranspannung für das Kita-Team

Für das bestehende Team bedeutet das ein großes Ausmaß an Mehrarbeit, an überdurchschnittlicher Flexibilität und eine Daueranspannung, die dann zu Krankheiten und weiteren Ausfällen führen kann.
Gleichzeitig erhöhen sich die Ansprüche der Eltern auf eine individuelle und bedürfnisorientierte Arbeit am Kind, was oft nicht leistbar ist.

Um nicht in die traurige Spirale von Überlastung und Frust zu geraten, müssen Kita-Fachkräfte einiges tun, um sich selbst nicht zu verlieren und die eigenen Ressourcen zu stärken:

Resilienz-Tipps für Erzieherinnen und Impulse für ressourcenorientiertes Arbeiten

1.    Sorgen Sie für sich und machen Sie einen Vertrag mit sich selbst.
  • Vereinbaren Sie jeden Tag ein Date mit sich! Was möchten Sie für sich tun?
  • Halten Sie Momente der Selbstachtsamkeit fest! Gönnen Sie sich mitten im Alltag kleine Auszeiten und Köstlichkeiten (Tasse Kaffee, Glas feiner Saft, in der Sonne liegen und einfach nichts tun …)

 

2.    Akzeptieren Sie Dinge, die Sie nicht verändern können.

Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
(Nach einem Gebet von Reinhold Niebuhr)

Entwickeln Sie eine Grundhaltung, das, was nicht veränderbar ist, so anzunehmen, wie es ist.
Das beinhaltet sowohl Selbstakzeptanz als auch die Fähigkeit, bei Veränderungen loslassen zu können.

 

3.    Nehmen Sie Krisenbegleiter wie Angst, Ohnmacht, Überforderung ernst und formulieren Sie diese.  
  • Überlegen Sie, was die belastende Situation für Sie bedeutet und machen Sie für sich klar, was Ihnen wichtig ist. Nehmen Sie die Belastungen wahr und benennen Sie sie: Was belastet aktuell - geben Sie der Belastung einen Namen, das schafft Klarheit. Was davon können Sie beeinflussen, was nicht? - Das schafft Entlastung.
  • Setzen Sie Prioritäten und definieren Sie Ihren Belastungsgrad. - Das schafft Klarheit und Orientierung für erste konstruktive Handlungssätze.
  • Besprechen Sie dies im Team. Klarheit und Sicherheit schaffen professionelles Auftreten und Handeln gegenüber Eltern, Kindern und Kolleg:innen

 

4.    Übernehmen Sie Verantwortung und entwickeln Sie innere Stärke.

Verantwortung übernehmen meint Verantwortung für eigenen Gedanken, Gefühle, für eigenes Tun und Handeln. Das bedeutet, Initiative zu zeigen und sich aktiv für die Erreichung der eigenen Ziele einzusetzen.

 

5.    Die Macht der Gedanken und inneren Glaubenssätze
  • „Das ist nicht mein Tag!“ – Sie entscheiden: „Das ist mein Tag!“ Entlarven Sie deshalb innere Glaubenssätze:

„Mach es allen recht!“ (Typ Ja-Sager, Harmoniemensch)
„Beeil dich!“ (Typ Hektiker )
„Streng dich an!“ (Typ Selbstausbeuter)
„Sei perfekt!“ (Typ Perfektionist)
„Sei stark!“ (Typ Kämpfer einsamer Wolf)

  • Lösen Sie die inneren Antreiber durch "Erlauber" auf:

„Mach es allen recht!“ – Meine Bedürfnisse und Wünsche sind mir auch wichtig, ich darf nein sagen.
„Beeil dich!“ – Ich darf mir Zeit nehmen, meine Zeit gehört mir, ich darf mich regenerieren und Pausen machen. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
„Streng dich an!“ – Es darf auch leicht gehen, meine Kraft gehört mir.
„Sei perfekt!“ – Ich bin wertvoll und gut genug, so wie ich bin, ich darf Fehler machen.
„Sei stark!“ – Ich darf meine Wünsche mitteilen, um Hilfe bitten, anderen vertrauen und Gefühle zeigen.

 

6.    Entwickeln Sie gesunden Optimismus
  • Sammeln Sie Glücksmomente des Tages. Führen Sie dazu ein Glücks- oder Optimismustagebuch. Pflegen Sie Routinen und Rituale, das  fördert Sicherheit und Zusammenhalt im Team. Sorgen Sie für Ablenkungen, veränderte Blickrichtungen, neue Energie und Kraftquellen. Seien Sie kreativ.
  • Nehmen Sie Momente der Freude wahr und schaffen Sie sich Momente, auf die Sie sich freuen können.

Optimistisch sein ist eine Lebenseinstellung, die ein Stück weit auch geübt werden kann. Mit einem realistischen Optimismus werden Chancen wahrgenommen und Vertrauen in positive Entwicklungen gesetzt. Nehmen Sie tägliche Momente der Zufriedenheit wahr und vermitteln Sie auch solche. Bewusste positive Gedanken verbessern die innere Befindlichkeit.

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