Stein um Stein

Publiziert am 05.12.2018  von Redaktionsteam Don Bosco Medien

„Und dann hock ich im Geröll grab mit beiden Händen
Was wär‘ wenn meine Hände plötzlich deine fänden?
Was wär‘ wenn wir uns zwischen Steinen fänden?“
– Bosse

Mein Name ist Miriam, ich bin Lehramtsanwärterin für Förderschulen und habe eine besondere Leidenschaft.
Ich sammle Steine. Und bemale sie anschließend.
Mit Acrylfarbe und einem Schutzlack, der die Farbe für Kinderhände sicher macht.

Interessant ist es, genau hinzuschauen und Risse und Besonderheiten zu nutzen.
Oft sehe ich einen Stein und habe direkt eine Idee dafür im Kopf, ab und zu muss ich aber doch genauer hinschauen um etwas darin zu erkennen. Ein bisschen erinnert dieses Vorgehen an die japanische Kunsttradition Kintsugi, die Risse als Besonderheiten hervorhebt.

Ich werde an einer Schule für Kranke ausgebildet. Die Besonderheit dieser Schulart ist, dass die Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf sozial-emotionale Entwicklung die Schule meist nur während ihres Klinikaufenthaltes besuchen und anschließend wieder an ihre Heimatschulen zurückgehen. Auch wenn die Problematiken und Krankheitsbilder sehr verschieden sind so haben alle, im Bild gesprochen, harte und steinige Wege hinter sich.

Meine Erzählsteine setze ich im Unterricht einer jahrgangsübergreifenden ersten bis vierten Klasse ein. Einzelne Schülerinnen und Schüler können damit beim mündlichen Erzählen unterstützt werden. Wenn ein eher ängstlicher Schüler vor der Klasse das aktuelle Wetter beschreiben soll kann es ihm helfen, einen dazu passenden Wetterstein in der Hand zu halten.
Auch sogenanntes ‚storytelling’ ist mit Hilfe der Steine möglich. Dazu ziehen die Schülerinnen und Schüler eine bestimmte Anzahl an Steinen aus einem Beutel und erfinden dazu eine kurze Geschichte. Das regt die Kreativität an und gibt als Lehrkraft häufig einen Einblick in die Lebenswelt der Kinder.
Um das Gedächtnis zu trainieren können außerdem sogenannte ‚Kim‘-Spiele mit den Steinen gespielt werden. Dabei werden aus einer vorher festgelegten Ansammlung von Steinen bestimmte Steine entfernt und es muss erraten werden, welche weggenommen wurden.
Im Rahmen des Kunstunterrichts können die Schülerinnen und Schüler auch ihre eigenen Steine bemalen und als Erinnerung an ihre Zeit in der besonderen Schulart mitnehmen.

„Und irgendwann
unter den letzten Steinen
ein erster Glanz
ein erstes Scheinen
Von neuem Leben, neuem Licht.“
– Bosse

Zum Weiterlesen: ‚Steinsuppe‘ von Anaïs Vaugelade

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