Jeder in seiner Sprache – Beten mit Kindern unterschiedlicher Konfessionen und Religionen

Publiziert am 15.02.2017  von Redaktionsteam Spatz - Das Mitmach-Heft für Kinder von 4 bis 7 und ihre Eltern

Im Zuge der Unterrichtseinheit „Beten“ im Religionsunterricht einer Grundschulklasse fragte mich eine Schülerin: „Kann ich mit Gott reden wie mit einem Freund?“ - „Beten ist Reden mit einem Freund!“, gab ich spontan zur Antwort. Die Schülerin hatte von mir den Auftrag bekommen, ein eigenes Gebet zu schreiben. „Dann werde ich mich jetzt mal mit Gott unterhalten!“, warf sie mir kess zurück.Kinder mit Gott ins Gespräch bringen ist die Aufgabe der Gebetserziehung für Eltern, in der Katechese und im Religionsunterricht. Aber viele Menschen, die mit Kindern beten, übertragen ihre eigene religiöse Sprachlosigkeit auf die Kinder. Sie nehmen Gebete aus Büchern, die den Kindern erzählen, wie es ihnen gerade geht! Selten kommen ihre eigene Traurigkeit, ihre Freuden, ihre Ängste und Wünsche des Tages zur Sprache.Kinder brauchen Gebete, in denen sie selbst Thema sind, mit ihren Erlebnissen und Gedanken eines Tages. Kinder müssen erfahren, dass es jemanden gibt, der ihnen in jeder Lebenslage zuhört und ihnen Trost und Kraft geben kann. Wir dürfen Kindern diese Glaubenserfahrung nicht vorenthalten und wir müssen mit ihnen üben, ihren Sehnsüchten und Ängsten Ausdruck zu geben. Auch Beten will gelernt sein. Dabei können vorgegebene Gebetsanfänge ein erster Schritt sein: „Lieber Gott, mit unseren Freunden haben wir nicht nur gute Zeiten.Wir vertragen uns nicht immer. Ab und zu gibt es auch mal Streit.Denn auch bei guten Freunden kann es Streit geben,… wenn man anderer Meinung ist.… wenn man etwas falsch versteht.… wenn man eifersüchtig auf etwas ist, das der andere besitzt.… wenn einer von beiden immer besser ist als der andere.Streiten ist wichtig, aber richtig.Manchmal fehlen uns die Worte und wir reden nicht über das Problem, sondern schmollen nur vor uns hin.Aber auch im Streit tut reden gut. Dann kann ich den anderen besser verstehen und er mich.Du kannst Gott jetzt davon erzählen, mit welchem Freund/welcher Freundin hattest du deinen letzten Streit?Was ist da passiert? Wie habt ihr euch wieder vertragen?“ Diese Gebetsanfänge führen in das Thema des Gebetes ein. Anschließend kann das Kind/können die Kinder selbst zu Wort kommen. Gebete werden lebendig, wenn sie gefüllt sind mit den Erfahrungen und Erlebnissen der Kinder. Wenn sie beendet werden mit ihren Wünschen und Träumen, wenn sie weiterwirken im Dialog zwischen Gott und Mensch. Kinder werden aktiv befähigt, an der Ausdrucksform „Gebet“ teilzunehmen. Aufgrund ihrer Erfahrungen können sie dann selbst entscheiden, ob Gott für sie ein Gesprächspartner ist.Im Religionsunterricht, in der Katechese und im Elternhaus kann das Gebet zu einem festen Bestandteil werden. Jedes Treffen, jede Religionsstunde beginnt mit einem Gebet, bei dem die Kinder zu Wort kommen.Auch Kindern anderer Konfessionen und Religionen fällt es im Religions­unter­richt nicht schwer, diese Gebetsform mitzutragen. Sie reden dann mit ihrem Gott wie mit einem Freund. Gebetsrituale wie das Kreuzzeichen können ausgelassen und für sie angemessene Gebetshaltungen besprochen werden. Wir werden zu einer Gebetsgemeinschaft, die nur ein Anliegen hat: jedes Kind in seiner Sprache mit dem einen Gott!Machen Sie sich mit Ihren Kindern oder Schülern auf den Weg und Sie werden belohnt mit der zunehmenden Fähigkeit der Kinder, Gebete frei zu formulieren. Verbunden damit ist eine tiefe Erkenntnis, die ihr ganzes Leben prägen kann – Gott als „Gesprächspartner“ in ihrem Leben zuzulassen.Außerdem möchte ich Mut machen, zu eigenen Themen Kinder­gebete in der oben dargestellten Form zu verfassen.Lasst die Kinder in den Gebeten zu Wort kommen. Legt ihnen keine fremde Sprache in den Mund. Dann können sie eine Beziehung zu Gott aufbauen, die ihr ganzes Leben trägt und von Vertrauen und Liebe gekennzeichnet ist.
Monika Sander

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