Was ist ein guter Elternabend? 5 Fragen an Christa Müller

Publiziert am 03.08.2021  von Redaktionsteam Don Bosco Medien

Sie haben sich intensiv mit dem Thema "Elternabende im Kindergarten" beschäftigt und dazu Modelle auf Moderationskarten entwickelt. Wie ist die Idee zu den Themenkarten entstanden?
CM: Im Austausch mit anderen Fachkräften haben Ursula Günster-Schöning und ich die Erfahrung gemacht, dass der klassische Elternabend ausgedient hat. Mit diesem Kartenset möchten wir einen zeitgemäßen und neuen Ansatz vorstellen, wie man mit Eltern in Kontakt treten kann. „Dialog auf Augenhöhe“ ist nicht in erster Linie eine Methode, sondern eine Haltung, die auf eine prozesshafte Begegnung mit sich selbst und dem anderen ausgelegt ist.

Worum geht es bei den Themenkarten?
CM: Die einzelnen Karteikarten laden Fachkräfte und Eltern zu einem gemeinsamen Denkprozess ein. Im Dialog sollen die Eltern ihre Antwort finden und Vertrauen in ihre Intuition (zurück-) gewinnen. Wir vertrauen auf die Stärken der Eltern und sehen sie als Expert:innen in der Begleitung ihrer Kinder. Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch über ein grundsätzliches Entwicklungs- und Selbstentfaltungspotenzial verfügt.

Wie sind die Themenkarten aufgebaut?
CM: Jede Karte umfasst Fragen zur Team- und Selbstreflexion, einen kurzen fachlichen Input mit methodischen Vorschlägen, Ideen und Fragen für den Einstieg in einen Dialog mit Eltern, Impulse zum Feedback sowie Schlussgedanken. Alle Elemente lassen sich von Themenkarte zu Themenkarte austauschen und variieren. Wir haben jedes Thema mit Vorschlägen erarbeitet, aber man kann die Methoden so zusammenstellen, wie es für jeden passt und sich stimmig anfühlt. Es ist eine Art „Büffet“, an dem man sich nach Herzenslust bedienen kann.

Was meinen Sie mit „Fragen zur Team- und Selbstreflektion“?
CM: Wir haben uns überlegt: Wie kann es gelingen, wahrhaft interessiert und offen für das zu werden, was Eltern bereits an Können und Wissen, biografischen Erfahrungen, Intuition und Expertentum für ihr eigenes Leben mitbringen? Zu jedem Thema haben wir Fragen zur eigenen Haltung erarbeitet und uns beispielsweise gefragt: Genießt jede Familie bei uns den gleichen Respekt? Wie gestalte ich den Alltag konkret, damit sich alle Eltern und Kinder bei uns wohlfühlen? Beteiligen wir Eltern an unserer Konzeptweiterentwicklung? Verzichte ich darauf, meinen Lösungsweg über den Lösungsweg der Eltern zu stellen? Mache ich mir bewusst, dass meine Wirklichkeit nur ein Teil der Wahrheit ist?

Auf welche Faktoren sollte man als Moderator:in achten?
CM: Gelingende Elternzusammenarbeit braucht eine Dialogkultur in den unterschiedlichen Meinungen erwünscht sind. Es geht es nicht um ein falsch oder richtig, sondern um einen moderierten Austausch und das Einholen von verschiedenen Sichtweisen. Wenn es gelingt zuzuhören, anstatt zu belehren und allen Meinungen und Gefühlen Raum zu geben, können sich Eltern mit ihrem persönlichen Erleben oder Sorgen vor allem aber auch Ressourcen einbringen. Erziehung ist Beziehung! Dabei steht nicht nur das Thema des jeweiligen Abends im Vordergrund, sondern ebenso die persönliche Überlegung: „Was brauche ich?“, „Was braucht mein Kind?“ „Wie erlebe ich mein Kind?“ und „Wie schaffen wir ein gutes Miteinander?“

Wir wünschen allen Leser:innen viele gute Gespräche, einen konstruktiven Austausch und eine lebendige Elternzusammenarbeit auf Augenhöhe.

Mehr Informationen ...

zu den Themenkarten "Die 10 wichtigsten Elternabende im Kindergarten" finden Sie hier.

 

Das Interview führte Mario Gräff, Regionalmanager von educcare, am 31.3.2021.

Christa Müller ist Weiterbildnerin für pädagogische Fach- und Lehrkräfte, Leiterin eines Betriebskindergartens, familylab-Familienberaterin & familylab-Business-Trainerin.

 

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