Umfrage unter 4.827 Kita-Leitungen: DKLK-Studie 2022 mit Schwerpunkt Gesundheit zeigt dringenden Handlungsbedarf

Publiziert am 23.08.2022  von Redaktionsteam Don Bosco Medien

Die Bewältigung des Fachkräftemangels in Kindertageseinrichtungen, eine angemessene Vergütung der pädagogischen Fachkräfte, höhere politische Wertschätzung der pädagogischen und leitenden Arbeit – die Situation in den Bildungseinrichtungen zeigt seit Jahren einen dringenden Bedarf zur Nachbesserung. Dass sich die angespannte Lage durch die Corona-Pandemie nicht verbessern würde, war abzusehen. Die aktuelle DKLK-Studie, die bundesweit größte und repräsentative Umfrage unter Kita-Leitungen, die 2022 zum sechsten Mal durchgeführt wurde, lässt nun dennoch aufhorchen.

Dünne Personaldecke

So haben „schätzungsweise 9.000 Kitas in Deutschland im zurückliegenden Jahr in über der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet. Das sind mehr als doppelt so viele Kitas wie ein Jahr zuvor“, erklärte Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), anlässlich der Veröffentlichung der DKLK-Studie 2022 im April.

In der Befragung, an der bundesweit 4.827 Kitaleitungen teilgenommen haben, gaben 84 % (Vorjahr 72 %) an, dass sich die Personalsituation im vorausgehenden Jahr gravierend verschlechtert hätte. Bei mindestens 57 % (U3-Bereich) und mindestens 74 % (Ü3-Bereich) der Kita-Leitungen war die angegebene tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation laut DKLK-Studie 2022 schlechter als wissenschaftlich empfohlen (U3-Bereich: 1:3; Ü3-Bereich: 1:7,5).

Gesundheits- und Stressmanagement

Ihren Schwerpunkt hatte die Studie 2022 auf dem Thema „Gesundheit und Gesundheitsprävention in Kitas“. In Anbetracht der Unterbesetzung und der damit einhergehenden erhöhten Arbeitsbelastung des anwesenden Personals überrascht es kaum, dass auch hier die Ergebnisse der Befragung alarmierend sind. So gaben beispielsweise 82 % der Befragten an, durch ihre Tätigkeit psychisch belastet zu sein, 87 % der Kita-Leitungen bewerteten den Verwaltungsaufwand in ihren Einrichtungen als gesundheitsgefährdend. Ein Viertel der Leitungen gab an, trotz gesundheitlicher Einschränkungen an zwischen 10 und 20 Tagen im vorangegangenen Jahr gearbeitet zu haben. 93 % der befragten Personen stimmten der Aussage zu, dass die hohe Arbeitsbelastung der pädagogischen Fachkräfte zu höheren Fehlzeiten und Krankschreibungen führt (2021 waren es noch 87 %).

Unter dem Eindruck dieser Zahlen erscheint nachvollziehbar, dass 94 Prozent der Befragten, Angebote zu Gesundheits- und Stressmanagement für nützlich halten. Bislang stehen derartige Programme jedoch nach Angaben der Studienteilnehmer nur 14 % zur Verfügung. Auch gibt es in nur 3 von 10 Einrichtungen Konzepte zum Thema Gesundheit und Prävention speziell für das pädagogische Personal.

Forderungen nach Maßnahmen

Die Studie legt nahe, dass gezielte Maßnahmen und das Schaffen von Rahmenbedingungen, die das gesundheitliche Wohl der fast 668.000 pädagogisch und leitend tätigen Fachkräfte sichern, dringend vonnöten sind.

Zu den Forderungen des Verbandes Bildung und Erziehung gehören daher u.a. abgestimmte, flächendeckende Investitionen im Rahmen einer Fachkräfteoffensive, unmittelbare Maßnahmen zur Beseitigung aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckungen, nachhaltige Investitionen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine Entlastung der Kita-Leitungen in Verwaltungsaufgaben, Unterstützungen beim Aufbau von multiprofessionellen Teams, um Inklusion, Partizipation und insgesamt höhere Anforderungen bewältigen zu können, und die Entwicklung und Durchführung eines Konzepts gesundheitsfördernder und -erhaltender Angebote.

Vor dem Hintergrund der enormen Belastungen, denen das Personal in Kindertageseinrichtungen gegenübersteht – vom Tagesgeschäft über die Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie bis zu den neuen Herausforderungen im Rahmen der Integration geflüchteter Kinder aus der Ukraine – erscheinen diese Forderungen dringender denn je. Udo Beckmann formuliert drastisch, die Einschätzungen der Kita-Leitungen seien „mit Blick auf die enorme Bedeutung des frühkindlichen Bildungsbereichs für die gesamte Bildungsbiografie von Kindern eine Katastrophe“.

Für mehr Informationen: Die vollständige DKLK-Studie lässt sich hier als pdf abrufen.

Die bundesweit größte und repräsentative Umfrage unter Kita-Leitungen wird von FLEET Education Events, dem Verband Bildung und Erziehung (VBE), dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg und dem VBE Nordrhein-Westfalen unter wissenschaftlicher Begleitung von Dr. Andy Schieler von der Hochschule Koblenz durchgeführt.

Quellen:

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